Nigeria, Bosnien, Kongo, Ruanda: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen wird oft in militärischen Konflikten als Strategie eingesetzt. Die Hilfsorganisation Medica Mondiale arbeitet mit Betroffenen. Tagesschau.de hat mit der Gründerin Monika Hauser gesprochen. Tagesschau.de: In Nigeria sind fast 300 Schülerinnen entführt worden, immer noch sind mehr als 200 von ihnen in der Gewalt der Terrorgruppe Boko Haram. ![]() ![]() Senior Marketing Manager. Gruppen-Mitgliedschaften von Monika Hauser Tauschen Sie sich mit Monika Hauser in XING Gruppen über gemeinsame Themen aus. Monika Hauser ist Fachärztin für Gynäkologie. In den 1990er Jahren gründete sie die Frauenrechtsorganisation medica mondiale mit dem Ziel, kriegstraumatisierten Frauen medizinische und psychologische Hilfe zu leisten. Für ihre Initiative nahm sie zahlreiche Auszeichnungen entgegen, unter anderem den als Alternativer Nobelpreis bekannten. Monika Hauser von der Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale über den Islamischen Staat, Männer im Krieg sowie entführte jesidische Frauen und Kinder. Diese droht, sie zu verkaufen oder zu verheiraten. Dass die Bedrohung von Frauen oder Mädchen in militärischen Konflikten zur Kriegswaffe wird, ist das eine Ausnahme? Monika Hauser: Nein, das ist leider keine Ausnahme. In kriegerischen Konflikten wird sexualisierte Gewalt immer wieder benutzt. Und in Afghanistan beispielsweise werden täglich Mädchen entführt und vergewaltigt, ohne dass die Weltöffentlichkeit noch hinsieht. Zur Person Monika Hauser ging 1992 als Gynäkologin in den Krieg nach Bosnien, um dort vergewaltigten Frauen und Mädchen zu helfen. Im Folgejahr gründete sie die Hilfsorganisation medica mondiale, die bis heute mit Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten arbeitet, insbesondere mit Opfern sexualisierter Gewalt. Die 55-Jährige wurde für ihr Engagement vielfach ausgezeichnet, unter anderem im Jahr 2008 mit dem Alternativen Nobelpreis. Das Bundesverdienstkreuz lehnte Hauser im Jahr 1996 ab. Sie protestierte unter anderem damit gegen den aus ihrer Sicht verfrühten Beginn der Rückführung bosnischer Kriegsflüchtlinge. Grundsätzlich kommt sexualisierte Gewalt global vor, weil wir überall Strukturen haben, die auf Geschlechterungerechtigkeit basieren. In Ländern, in denen Strukturen wie Justiz oder Polizei aufgrund von militärischen Konflikten nicht mehr greifen, passiert viel mehr sexualisierte Gewalt, auch, weil es dort zu einer kompletten Straflosigkeit kommt. Tagesschau.de: In vielen Kriegen gleicht die sexualisierte Gewalt in ihrer Systematik einer Strategie. Was steckt dahinter? Hauser: Das erleben wir immer wieder in Kriegen, in denen es auch um ethnische Vertreibung oder Genozid geht. Die Liste der Länder, in denen wir das gesehen haben, ist endlos: Bosnien, und Bangladesch sind da nur drei Beispiele. Allerdings ist da oft eine strategische Instrumentalisierung nicht nachweisbar: Es gibt meistens keine Befehlskette, nach der Oberbefehlshaber den Offizieren befahlen, die Soldaten anzuweisen, gezielt zu vergewaltigen. Aber die Soldaten oder Rebellen benutzen die chaotische Kriegssituation, um auch ohne expliziten Befehl zu vergewaltigen. Monika Hauser (links) im Gespräch mit einem bosnischen Kommandanten 1993. Im gleichen Jahr gründete sie ihre Hilfsorganisation. Natürlich wird sexualisierte Gewalt aber auch zur ethnischen Vertreibung genutzt. Die Männer des siegenden Lagers nutzen das als Instrument, um eine Botschaft an die Männer des unterlegenen Lagers zu senden, nämlich: Ihr könnt nicht mal eure Frauen schützen. Das ist eine ganz klare Botschaft der Demütigung. Doch am stärksten wird natürlich die Frau selbst gedemütigt. Sie wird mit Füßen getreten und erfährt eine schwere Traumatisierung. 'Nach dem Trauma kommt die Stigmatisierung' tagesschau.de: Welche Auswirkungen hat das? Hauser: Wenn Frauen in diesem hohen und brutalen Ausmaß vergewaltigt werden, schlägt das ganze Bevölkerungsgruppen in die Flucht. Es bedeutet aber auch eine Zerstörung des sozialen Zusammenhalts. Die Männer in der Verlierergruppe denken in der gleichen patriarchalen Weise wie die Männer der Gewinnergruppe, nämlich: Wenn der Körper einer Frau so verletzt wurde, dann ist die Ehre der Frau zerstört - und damit die Ehre der ganzen Familie. Das führt dazu, dass vergewaltigte Frauen nicht allein mit dem Vergewaltigungstrauma belastet sind, sondern stigmatisiert werden und von ihrer eigenen Familie, ihrem eigenen Umfeld ausgegrenzt werden. Das Werk der Täter findet damit also seine Fortsetzung in der sozialen Isolation der Opfer. Wenn dieses System durchbrochen würde, und männliche genauso wie weibliche, nicht-vergewaltigte Angehörige des Opfers sich empathisch und solidarisch verhalten und alles dafür tun würden, damit die Frauen in der Mitte der Gesellschaft blieben, dann wäre den Vergewaltigungsopfern schon sehr geholfen. Angehörige eines Mädchens in Nigeria, das von Boko Haram verschleppt wurde. Tagesschau.de: Wie sieht Ihre Arbeit mit den betroffenen Frauen genau aus?
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Agosto 2019
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